Coast - Caribou - Circle heißt der Highway, auf dem ich heute gefahren bin BC-99 north. North? Schrieb ich gestern nicht east? Eins nach dem anderen, erst mal fahre ich von Vancouver aus ein gutes Stück nach Norden, am Howe Sound entlang den Ocean-Sky-Highway (die haben sich für Olympia 2010 klangvolle Namen einfallen lassen) Richtung Whistler und weiter nach Lillooet. Warum Lillooet? Warum nicht? Ist ein gutes Etappenziel, sonst eigentlich nichts. Aber bis dahin gab es einiges zu sehen.
Der Highway am Fjord entlang bis Squamish ist wirklich eine Paradestrecke, extra für Olympia gebaut, phänomenal als Küstenstraße. Nur die Stops für Aussichtspunkte haben sie vergessen. Erst konnte man nicht anhalten, dann hats geregnet, dann wars vorbei mit der schönen Küstenstrecke, darum gibts davon kaum ein Foto. Dafür hatte ich eute noch etwas Glück mit der Aussicht auf Vancouver, morgens von der Auffahrt zum Cypress Park aus, das hat doch was!
Dann kamen Wasserfälle, steile Granitberge, umwaldete Seen. Nach Whistler ging es einiges bergauf, und für diesen Wintersportort hate ich mir als Highlight mittags 2 Stunden Zeit genommen. Hätten auch mehr sein können, wenn das Wetter und die Sicht besser gewesen wären und ich mit einer Bergbahn auf einen Gipfel hätte fahren können. Oberstdorf ohne Berge, weil in Wolken, das ist nichts, und dasselbe gilt auch für Whistler. Ich hatte leider sehr mäßiges Wetter, die Berge waren wolkenverhangen. Von Schneebergen und Gletschern wie auf den Werbefotos war nichts zu sehen.
Dafür jede Menge staubbrauner Pisten für Mountain-Biker. Man hatte einige Skipisten einfach zum Biken "downhill" umfunktioniert, "dual use" sozusagen. Man konnte entsprechende Räder und Ausrüstung natürlich mieten, wurde von jungen Leuten reichlich gemacht. Das zu erleben war allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, die zerfurchten Berghänge sahen scheußlich aus, und das ganze Whistler (eine nordamerikanisches Hotelstadt) wirkte auch mehr wie Disneyland denn als ein Bergparadies, wie wir es aus den Alpen kennen. Wanderer gab es so gut wie keine, so weit ich das sehen konnte.
Wandern kann man da im Sommer vielleicht auch nicht, nur mountain-biken. Event. Nervenkitzel. Rafting gabs auch noch. Und unten im "Dorf" steppte der Bär. Ist jetzt auch langes Labour-Day-Weekend in Kanada (eine Woche vor den USA). Whistler hat etwa die Gemütlichkeit von München beim Oktoberfest. Oder von Zermatt ohne Matterhorn. Nichts davon. Andere Länder, andere Sitten, ok, aber vom Wintersport (gruselige Pistenpläne) und einem richtig schönen Bergerlebnis verstehen die Kanadier und Amis nichts. Lake Placid war nicht anders. Drum kommen ja auch so viele von denen so gerne zum Wintersport die Alpen, kein Wunder. Muss man gesehen haben? Na ja, sonst weiß man wirklich nicht, wie hier Bergsportzentren aussehen, hätte ich mir so nicht vorstellen können. Ich gebe zu: Ich hatte Pech, denn von der Bergkulisse sah ich ja nichts. Außer den reinen Nadelwäldern und nackten Felsen. Keine Wiese ("Alm"), kein Laubbaum. Schön ist wirklich anders.
Richtig schön von der Landschaft her wurde es dann hinter Whistler bzw. Pemberton, als es die phänomenale Straße hinauf zum Lake Duffey ging. Das ist schon atemberaubend. Leider hat es hier überwiegend geschüttet wie aus Eimern, so dass ich besonders den legendären Ausblick vom Lake Joffre mit seinem türkisfarbenen Wasser auf die Gletscher darüber nur ahnen konnte, siehe Foto) links oben in der Ecke lugt ein Gletscher vor). Aber diese hoch gelegenen Seen, quasi auf einer Passhöhe mit einiger Erstreckung, sind auch eine Wetterscheide. Dahinter lockerte es zusehends auf, wurde wieder warm und sonnig. Und so konnte ich die Fahrt durch den Cayoosh Creek Canyon hinab nach Lillooet genießen, und das war schon ein starkes Stück Kanada: Unglaublich steile Felsen, tiefe Schluchten, rauschende Wasser, - eine atemberaubende Wildheit. Liebliches darf man da nicht erwarten.
In Lilooet, einem einst bedeutenden Ort aus der Goldrush-Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts, begann damals die wichtige Caribou Road, die die Glücksritter weiter hinauf zum Yukon brachte. Heute sind es die Touristen, die den Caribou Highway bevölkern, aber Lillooet kaum wirklich Geld bringen. Eine fast ausgestorbene Stadt. Es gibt aber mehr als ein Motel und ein Restaurant, und das ist schon sehr viel mehr, als ich erwartet hatte. Als Etappenort ist Lillooet (ein Indianerort mit Tribal Police) willkommen. Morgen verlasse ich aber den Caribou Hwy und wende mich nun wirklich nach Osten, auf die hohen Rocky Mountains zu nach Revelstoke.
On the road, das wird jetzt die nächsten zweieinhalb Wochen mit wenigen Ausnahmen mein Motto sein Der Weg ist das Ziel. Das Auto das Zuhause. Die genaue Planung der Route des nächsten Tages die wichtigste Aufgabe abends im Motel. Gibt da morgen Alternativen, die ich überlege, um doch einen Blick ins Okanagan Valley zu werfen. Wäre etwas weiter...
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