Freitag, 31. August 2012

Hinaus in die Ebene

Der Abschied aus Jasper und dem gleichnamigen National Park ist verregnet. Dennoch zeigt sich morgens neben der Straße eine Herde Hirsche, Elks nehme ich an, nicht Caribous. So ungezwungen trifft man Tiere nur im Nationalpark, wo sie vor den Jägern sicher sind. Wäre bei uns nicht anders.

Dann geht es aus den Rocky Mountains hinaus, noch rund 300 km bis Edmonton, der Kapitale Albertas, fast ebenso groß wie Calgary, ca. 700.000 EW, im Großraum noch einmal so viele. Für westkanadische Verhältnisse ist das sehr viel. Dazwischen viel hügeliges Waldland, Seen, dann mehr und mehr Weiden und Getreidefelder. Ich nähere mich der Prärie. Vor allem nähere ich mich wieder der Sonne, und es wird langsam wärmer.

Edmonton hat einen schlechten Ruf, besonders auch im Reiseführer: langweilig, gesichtslos, uninteressant. Das kann ich nun ganz und gar nicht finden. Mir hat die Stadt gefallen, besonders die vielen Parks, die sich links und rechts am Saskatchewan River durch die gesamte Stadt ziehen. Man hat dem Fluss weitgehend seinen ursprünglichen Verlauf und auch sein natürliches Ufer gelassen. Auf einem der Fotos sieht man gut die Sandbänke, die bei dem sommerlichen Niedrigwasser hervor kommen. Und Brücken gibt es jede Menge!

Klar, Edmonton, hat keinen gewachsenen Stadtkern, wie die meisten nord-amerikanischen Städte im Westen, es  ist eben eine noch sehr junge "Siedlung", heute Boom Town der Papier, Öl- und Ergasindustrie. Als "Tor des Nordens" wurde sie im Klondike Goldrush berühmt. Ich finde, Edmonton ist einen Besuch wert und hat sich mir heute von seiner besten Seite gezeigt. Vor dem langen Wochenende mit Labour Day ist die City schon ausgestorben: Der Kanadier ist längst mit RV und Trailor auf ins weekend.

Oder in die Edmonton Mall. Dieses Shopping Paradies ist in der Tat sehenswert: eine Mischung aus Freizeitpark, Las Vegas (ohne Kasinos, sofern das vorstellbar ist) und eben einer ganz normalen, aber riesigen Mall. Da war heute absolut der Bär los. (Ich bin nicht mehr in den Rockies, da darf ich diesen Ausdruck wieder unbefangen benutzen...)




Beeindruckend. Eine gute Restaurant-Straße ("Bourbon Street") neben diversen Food Courts gab es auch. Habe eine gute Pizza gegessen. War nett.

Mit dem Auto kommt man wirklich in Edmonton gut zurecht, da die Straßen klar nach Avenues (Ost - West) und Streets (Süd - Nord) sortiert und gezählt sind. Diesmal habe ich mir auch vorher im Hotel draußen Google Maps Offline mit entsprechendem Ausschnitt aufs Schlaufon geladen, das war doch sehr praktisch.

Und morgen gehts dann früh los, die längste Etappe meiner Rundfahrt, 700 km durch die große Ebene der Prärie. Ziel ist der Prince Albert National Park, der vorletzte National Park Kanadas, den ich besuche.

Hier der Link zu allen Fotos dieses Tages.

Wild, wild Rocky Mountains

Der Tag im Jasper National Park war ein ruhiger und durchaus gelungener Abschied von den Rocky Mountains. Jasper ist berühmt für seine vielen zauberhaften Seen in den Wäldern zwischen den Bergen. Einige davon habe ich besucht, besonders den nahe gelegenen Pyramid Lake, gleich morgens, so dass mir fast ein ausgewachsener Elk (Hirsch) Bulle (die sind wirklich groß!) vors Auto lief - nein, er graste friedlich am Straßenrand und ließ sich in Ruhe fotografieren. Wunderschön sind besonders die Spiegelungen im Wasser, ihr werdet das bald auf den Fotos selber sehen können.

Dann ging es 40 km von Jasper durch das Maligne Valley am Medicine Lake vorbei zum berühmten Maligne Lake. Er präsentierte sich aber nicht von seiner schönsten Seite, denn es war lausig kalt und wolkenverhangen. Zumindest sah man die Gipfel noch. Ich hatte mir einen Trail zum Bald Hill vorgenommen, 4 - 5 Stunden bergauf, um einen schönen Rundblick zu haben. Das habe ich aber nur teilweise umgesetzt, bin immerhin bis dahin aufgestiegen, bis der Wald lichter wurde und man schön auf den See und die Berge drum herum sehen konnte. Zur Gipfelkuppe war es noch ein ganzes Stück weiter, als ich dann doch umgekehrt bin: es war trübe und kalt und versprach nicht besser zu werden. Außerdem war kaum jemand auf diesem Weg unterwegs. Da bekommt man dann schon etwas Muffe im Bärenland.

Ich beschreibe das mal etwas genauer. Es gibt hier nur zwei Trails jeweils links und rechts vom See, die führen natürlich mitten durch die Wildnis. Wildnis heißt hier zunächst einmal Wald, viel Wald, nur Wald. Selbst wenn es ein borealer Fichten- und Kiefernwald mit recht lichtem Unterholz ist, bleibt er doch völlig undurchdringlich, man sieht nur wenige Meter hinein. Urwald halt, arktischer Nadel-Urwald in dieser Höhe, ca. 2000 m. Da kann man das Märchen von „Hänsel und Gretel“ auf einmal ganz neu verstehen lernen: Wald in seiner ungebändigten, wilden Form hat etwas Bedrohliches. Das haben ja auch die Römer unter Varus zu spüren bekommen. Die Germanen als „Waldmenschen“, d.h. Barbaren, waren ihnen unheimlich, Man hört auf jedes Knistern, lauscht und schaut, ob sich etwas bewegt. Ein Wolf? Ein Bär vielleicht? Und dann? - Nach einer Weile gewöhnt man sich auch an diesen Wald, aber er bietet eigentlich wenig Reize (doch natürlich: Beeren und Pilze!), man wandert da nur durch. Gibts keinen gebahnten, angelegten und gezeichneten Pfad, kommt man nicht durch. Neue Erfahrung.

Auf dem Rückweg, nach meinen Fotos von oben auf den Maligne See, sah ich vor mir auf einmal etwas Braunes sich bewegen. Oha. Es war hellbraun, auch schlank. Kein Bär. Ein junges Caribou, wie sich heraus stellte. Später sagte mir ein Ranger, den ich danach fragte (von wegen ohne Herde), das sei ein krankes Tier gewesen, das man aufgezogen habe. Nun bleibe es immer sehr dicht bei den Menschen. Aha. Gut dass das mit den Bären nicht so ist. Die sind tagsüber meist versteckt und ruhen, bis sie wieder am Abend (und vorher am Morgen) aktiv auf Nahrungssuche gehen. Über Mittag ist also die beste Zeit zu hiken, wenn man von ihnen möglichst unbehelligt bleiben will. Außerdem ist am Trailhead auf Tafeln angeschlagen, ob in diesem engeren Areal von Wanderern gerade Bären gesichtet wurden. Das heißt natürlich nicht allzu viel, aber  gibt einen Hinweis. Derzeit befanden sich die Tatzentiere offenbar lieber auf der anderen Seite des Sees.

Auch einen Bären muss man durchaus mal nahe und „von Angesicht zu Angesicht“ gesehen haben. Dann verliert er alles Niedliche. Bären sind wunderschöne Geschöpfe, optimal an ihren Lebensraum angepasst, aber es sind wilde Tiere, Raubtiere: Raubtiergesicht. Vorsicht tut da auf alle Fälle Not. Wie steht es immer warnend auf den Schildern? „Stay away from bears. Every bear is dangerous.“ Tja, und dann hockt da am Straßenrand so ein junger Schwarzbär (hier übrigens auch nicht viel kleiner als die Braunbären = Grizzlies), und die Menschen steigen aus den Autos aus und bestaunen den possierlichen „baby bear“. Na ja, ich dachte nur, die Mutter kann nicht weit sein...

Fremde Natur, wilde Wälder, felsige Berge, Kälte, Eis und lange Monate viel Schnee (6 - 8 Meter jedes Jahr im Maligne Valley), das sind die Rocky Mountains, nur in den Naturparks den Menschen ein wenig zugänglich. Die Wanderkarte vom gesamten Jasper NP ist ein kleines Faltblatt, kleiner als die Karte von Oberstdorf, dabei ist das Gebiet dieses Nationalparks so groß wie ganz Oberbayern. Das ist gewaltig, das ist alles wahnsinnig beeindruckend. Ob dafür der Ausdruck „schön“ passt, sei einmal dahin gestellt. Für manche wunderschönen Impressionen an den Seen gilt das bestimmt. Aber letztlich zeigen uns diese Berge, diese Wildnis, diese pure Natur eine Grenze auf. Die Grenze der Zivilisation. Das macht sie wohl so faszinierend, die wilden Rocky Mountains in Kanada.

Und hier geht es zum Google Webalbum.


Donnerstag, 30. August 2012

Kanada hoch drei

Der Icefields Parkway - HIER direkt zu den Fotos!

Ok. Das war einmalig. Das war grandios. Das war einfach super Spitzenkasse. Das allein ist Grund genug für eine Kanada-Reise. Diese 280 KM von Lake Louise bis Jasper über den Icefields Parkway (wirklich eine reine Nationalpark-Straße ohne Durchgangsverkehr) hatten es in sich, da war alles dran, da wurde einem Kanada - Rocky Mountains - Gletscherwelt pur und satt präsentiert, andauernd, die ganze Strecke lang. Viewpoints gab es jetzt in Permanenz, aber man konnte ja nicht dauernd anhalten. Viele Fotos sind beim Fahren aus der rechten Hand geschossen, man wird es erkennen. Atemberaubend. So etwas habe ich noch nicht gesehen, das war neu. Einen ganzen Tag lang nur Felsen-Berge-Gletscher-Natur der Superlative. Man muss es gesehen haben. Diesmal reichen die Bilder kaum. Die Worte auch nicht.

Morgens war es nass und kalt, hellte aber im Bow River Tal, dem Haupttal des Banff NP unterhalb von Lake Louise, bald mehr und mehr auf. Insgesamt war es zwar wolkig, aber immer wieder mit großen blauen und sonnigen Löchern. Anfangs war es dazu lausig kalt: 5° in Lake Louise, und das änderte sich auch lange nicht. Gleich nach der Einfahrt in die Parkstraße, noch früh am Morgen, stand rechts ein Auto, Fahrer guckte, fotografierte wild ins Gebüsch. Stop natürlich, ein Bär, ein Black Bear, direkt neben einem, an der Straßenböschung. Frühstückte die leckeren Beeren dort und ließ sich von uns nicht stören. Guter Anfang.




Bären habe ich dann nicht mehr gesehen, aber die Adler hört man immer wieder rufen. Und dann die Aussicht: NEUSCHNEE AUF DEN BERGEN ! Das ist der Hit. So hat der Kälteeinbruch durchaus sein Gutes, kommt wie bestellt. Die Felsen sind weiß überzuckert. Wahnsinn.

Die Strecke führt durch eine gewaltige Gebirgslandschaft, die den Charakter eines riesigen Canyons hatte, eines Grand Canyon in den Rockies, aber nicht durch einen Fluss oder Erosion geschaffen, sondern durch das gewaltige Eis der letzten Eiszeiten. Die Eisränder oben an den Bergen sind jeweils als Stufen gut zu erkennen, der Schliff auch. Aber das ist alles ein paar Nummern größer und mächtiger als in den Alpen. Das ist unbeschreiblich.

Man fährt also durch diesen riesigen Canyon, links und rechts türmen sich die Felswände ca. 1000 bis 1500 Meter hoch, denn man fährt ungefähr auf einer Höhe von 1800 m, das wechselt, weil es über zwei Pässe geht. Die Felsriesen sind so 2500 m hoch, teilweise auch darüber. Die höchsten Gipfel am Columbia Eisfeld, der Mt. Columbia, ist etwa 3500 m hoch. Das klingt alles nicht so dolle, ist es aber dennoch, weil die Mächtigkeit der puren Felsen und Felswände doch stark beeindruckt. Besonders in der Nähe des größten geschlossenen Eisfeldes der kanadischen Rocky Mountains, des Columbia Icefield, werden die „hängenden“ Gletscher oben an den Felsrändern immer häufiger. Das Eisfeld selbst sieht man natürlich nicht, nur den einen Ausläufer des Athabasca Glacier. Da ist dann touristisch auch die Hölle los. Der  Gletscher schmilzt übrigens rasend schnell, in den letzten Jahren wahrscheinlich umgekehrt proportional mit der Zunahme der Touristenströme. Beeindruckend bleibt das alles dort trotzdem. Und nein, ich bin nicht mit dem „Ice Explorer“ auf den Gletscher gefahren. Da kann ich nun gar keinen Sinn drin erkennen. Das ist mir schon gar nicht $ 40 wert.

Weiter nach Norden rücken die Felsen noch weiter auseinander, werden allmählich flacher und bewaldet: Wir sind im Jasper National Park. Ist von ganz anderm Charakter, weit, offen, die Berge sind immer noch hoch, treten aber zurück. Jasper selbst liegt in einem unglaublich weiten Tal. Da bin ich jetzt, erschöpft von all den Eindrücken heute. Habe gut gegessen und getrunken. Den Park werde ich morgen entdecken.




Merke gerade, dass die Internet Verbindung zum Upload der Fotos zu langsam ist. Nun gut, dann gibt es diesen Bericht zuerst mit nur wenigen Fotos, die ganze Serie liefere ich dann im Webalbum nach, wenn wieder gute Verbindung ist. Ich denke, spätestens in Edmonton.

UPDATE: Hier der Link zum Webalbum mit allen Fotos!

Dienstag, 28. August 2012

Louises Wunderland


Heute war Wandertag! Bei herrlichem Wetter bin ich früh los, erst kurz zum Sonnenaufgang am Lake Louise, dann ein paar KM mit dem Auto rüber zum Lake Moraine, fand ich aber nicht so beeindruckend, viel steile kahle Felsen und kein Eis oder Schnee zu sehen, dann unten im Village kurz Frühstück und Verpflegung für den Tag holen und zurück zum Lake Louise. Abmarsch.




Ich bin alle möglichen Ziele der Reihe nach abgelaufen, mehr gibt es eigentlich hier (mit einer Ausnahme) nicht: Zum Lake Agnes durch wunderschönen Fichten- und Zedernwald im Morgensonnenschein hinauf, um den kleinen, malerischen See herum und einen Geröllhang in Serpentinen weiter hinauf  zum Big Beehive, 2278 m, der (einzig) begehbare Hausberg von Lake Louise. Außer mir war aber noch keiner dorthin unterwegs, erst viel später traf ich andere Wanderer. Der Lake Louise unten liegt 1738 m hoch, also waren immerhin 540 Höhenmeter zu steigen. Das tat mir richtig gut!







Der Ausblick von dort oben ist wunderschön, allerdings mehr über das weite Bow River Valley als zu den weißen Felsklötzen hin. Die kamen dann aber auch sehr bald in Sicht beim Weitergehen wieder auf der anderen Seite hinunter ins Tal vom Lake Louise, das der „Highline“ trail etwas oberhalb des Talgrundes bis zu den Gletschern (etwas übertrieben „Plateau of the six glaciers“ genannt, das war einmal) und dem dort schön gelegenen „Teahouse“. Es sieht auch tatsächlich so aus, nicht wie eine Berghütte in den Alpen. Das ist ein beliebtes Ziel derer, die etwas wandern möchten, zumal an einem solch schönen Tag. Bei Bilderbuch-Wetter gibt es denn auch die passenden und erhofften Bilderbuch-Fotos! Es ist manches gut bekannte Motiv dabei. Dazu gleich noch mehr.

Es kommen wahre Touristenmassen an den Lake Louise, ein „must have“ jeder Rocky-Tour, egal ob mit Auto, Camper oder Bus. Bussreisende sind hier auch reichlich vertreten, viele Deutsche. Von all den Besuchern bleiben 90 % a der kleinen Seepromenade, gehen vielleicht in die kleine Mall des Fairmont Hotels, ein Eis kaufen, viel Fotografieren, Ende. Weitere 8 % geschätzt gehen den ca. 2 km ebenen Weg am See entlang bis zu dessen Ende. Und allenfalls 2 % machen eine Wanderung, davon wiederum 90 % direkt zum Glacier Teahouse, ca. 2,5 Stunden ein Weg, vom Seeende an auch stetig bergauf. Auf dem steileren Weg zum Lake Agnes und erst recht zum Big Beehive hinauf habe ich kaum jemanden getroffen. So ist das hier. Die Parks sind halt alle mehr zum Durchfahren, Stoppen, Viewpoint aufnehmen, event. kleinen Weg (max. 1 km) machen gedacht. Anders ist das „Programm“ der National Parks hier auch nicht zu bewältigen.

Aber dann ist mir inzwischen noch etwas anderes aufgefallen. Man kommt zu dem Highlights, hier jetzt Lake Louise und baff! findet es genau so vor wie auf den berühmten Fotos. Genau so in Banff. Genau so am Lake Emerald. Morgen den berühmten „Icefields Parkway“ nach Jasper wirds kaum anders sein. Immerhin ist es das Highlight aller Highlights in den Rockies. Man findet alles so vor wie auf den Fotos. Und macht dieselben Fotos wieder. Denn - und das ist das Überraschende: Es gibt nichts anderes. Die Berge daneben, davor oder dahinter sind uninteressant. Die Täler sind sehr waldig und weit, die Eiszeitströme haben da gewaltig was weggeschafft. Alles konzentriert sich auf den einen superschönen Punkt. Selbst der Lake Moraine liegt eigentlich am selben Bergmassiv wie der Lake Louise, nur in einem Einschnitt daneben. Am Lake Emerald durfte man sich noch nicht einmal umdrehen, nur die eine Richtung war berühmt und überwältigend schön. Der Blick zurück: Flachland. Ähnlich hier. Man schaut über den Lake Louise vom Fairmont her auf die tolle eisige Bergkulisse wie hingestellt. Schaut man andersrum, sieht man immer nur - den riesigen Hotelklotz. Man muss den eben stets im Rücken haben.

Will sagen: Die Naturschönheiten hier in den Rockies sind schon großartig (wörtlich, von großer Art) und oft auch überwältigend. Aber es gibt immer nur einen Punkt, einen „Viewpoint“. Dann kommt lange nichts Besonderes, dann muss man wieder lange fahren, bis ein anderer schöner Anblick kommt. Da kann ich nur sagen: Mein Gott, was sind wir da mit den Alpen verwöhnt! Jetzt verstehe ich auch, warum sich die Fotos aus Kanada, die man so oft sieht, im Motiv immer gleichen: Es gibt nichts anderes. Das „framed picture“ gibt die Wirklichkeit recht gut wieder.

Und diese prächtigen Fotos mit einem der bekanntesten Kanada-Motive findet ihr nun auch bei mir, selbst erlebt, selbst „geschossen“ und nun im Google-Webalbum präsentiert.

Das Wetter scheint sich zu ändern, soll kühler und regnerischer werden. Für Freitag sind in Jasper sogar Schneeschauer angesagt.

Unerwartete Schönheiten

Überraschungen kommen ja bekanntlich unerwartet. So überraschend war meine morgendliche Fahrt durchs Tal des Columbia River, so unerwartet war für mich die Schönheit dieses Morgens, dieses weiten und fast lieblichen Tales. Eigentlich war es nur die nötige Anfahrtstrecke, um südlich den Kootenay National Park (sprich: Kútni) zu erreichen. Im Reiseführer wurde diese Strecke schlicht übergangen, dabei gehört sie zum Schönsten, was ich bisher in den Rocky Mountains durchfahren bin. Es war nichts Spektakuläres, einfach der Gesamteindruck, zusammen mit dem Sonnenaufgang und der herrlichen Ruhe. Kaum ein Auto begegnete mir dort auf der gut ausgebauten Straße (BC-95). Gesäumt von einer höheren Gebirgskette im Osten, über der die Sonne aufging, und sanfteren bewaldeten Bergen im Westen, wurde das Tal vom Columbia River durchflossen, der dann ja bei Portland (Oregon) in den Pazifik mündet. 

Der Fluss hatte viel Platz und sich dadurch ein riesiges Feuchtgebiet geschaffen, mit Sümpfen und Seen, die Columbia River Wetlands - kein Naturpark, ich weiß nicht, ob es ein Schutzgebiet ist - oder ob der Mensch die feuchte Flussniederung einfach nicht brauchen kann. Jedenfalls ist es eine landschaftliche Idylle, die jedem Freund von Feuchtbiotopen das Herz höher schlagen lassen würde. Was wird nicht alles getan, um ein paar Kilometer der Donau oder des Inn mit den Auwäldern zu erhalten; hier gibts das alles frei und üppig. Am Westrand, etwas erhöht durch den eiszeitlichen Schutt der Berge, wird Landwirtschaft betrieben, Rinderweiden gab es da zu sehen. Und schmucke Häuser und Ranches, eine Pracht. Das scheinen auch einige Kanadier zu entdecken, denn es gab überall Angebote von B&B und auch viele neue kleine Häuser neuer Siedler. Die 80 km bis Radium Hot Springs waren also eine unerwartet genussreiche Fahrstrecke!

Radium Hot Springs heißt tatsächlich ein kleiner hübscher Ort, von dem die Straße BC-93 abzweigt, die durch den Kootenay National Park Richtung Banff führt. Es gibt dort heiße Quellen mit geringem Radiumanteil, die man dort in einem Pool ausprobieren kann, bei älteren Besuchern offenbar sehr beliebt. Von da an ging es weiter in den Kootenay hinein, der südwestlich direkt an den Yoho NP im Norden und den Banff NP im Osten anschließt. Er wird meist ausgelassen, viel ist dort nicht los, auch gibt es hier wenig Spektakuläres, aber der Gesamteindruck zählt. Mir hat es die Landschaft des Kootenay sehr angetan: Alpin, aber nicht schroff, weit und üppig bewaldet. Die eiszeitlichen Gletscher haben nicht nur die Täler des Kootenay geformt, sondern auch den einen oder anderen beachtlichen Canyon oder schönen Wasserfall bzw. tiefe Klamm (Marble Canyon) geschaffen. Absolut sehenswert. 

Nun hat aber im mittleren Teil des Kootenay vor mehreren Jahren ein „wildfire“, also ein natürlich entstandener Waldbrand große Flächen der Wälder hingerafft. Das sieht jetzt natürlich nicht so schön aus, ist aber eben „natürlich“ so, und da es ein Nationalpark ist, wird nicht eingegriffen, sondern man gibt ihm Zeit, sich selber zu regenerieren. Das kann man gut an dem jungen Wald sehen, der zwischen den vertrockneten „Baumleichen“ empor wächst. Ich habe 7 oder 8 Ringe gezählt, das ergibt die Jahre seit dem letzten Brand an der jeweiligen Stelle. Es wird weitere 20 Jahre dauern, bis der Wad wieder hoch gewachsen und schön anzuschauen ist. Wenn es nicht wieder brennt, denn irgendwo (wie auch jetzt) brennt es immer im Kootenay. 

Ein Seitental war deshalb unzugänglich, die Trails gesperrt, das Feuer wird beobachtet, mehr nicht. Nur die Straße hat man offensichtlich stets feuerfrei gehalten. Es ist sehr eindrucksvoll zu sehen, was es bedeutet, in einem großen Areal wirklich der Natur ihren Lauf zu lassen. Das ist nicht immer Tourismus fördernd, zumal die Rauchschwaden heute bei entsprechender Windrichtung bis Banff (Village) reichten und dort alles mit einem Rauchschleier vernebelten. Mich hat der Kootenay, der an seinem nordöstlichen Ende wieder wunderbar grün war, sehr beeindruckt. An seinem Ostrand verläuft nicht nur die Grenze zwischen British Columbia und Alberta, sondern auch die kontinentale Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik. Ich befinde mich also jetzt schon wieder, Tausende Kilometer entfernt, auf der atlantischen Seite - very strange!

Banff selbst hat mich ebenfalls sehr angenehm überrascht, kein Vergleich mit Whistler. Es ist ein wunderschön gelegener nobler Hochgebirgsort (1300 m hoch gelegen) in einem weiten, waldigen Tal mit Seen und einer eindrucksvollen Bergkulisse drum herum. Natürlich war da viel los, aber dennoch sehr viel angenehmer als in Whistler. Es war warm, man saß draußen, flanierte, ich hab es genossen. Hat durchaus den Charakter eines alpinen Touristenzentrums wie Grindelwald oder Zermatt oder St. Moritz. Nur Schneeberge, die gibt es hier noch nicht zu sehen, die Felsenberge sind hier so rund 2500 m hoch. Die höheren und vereisten Gipfel kommen erst weiter nördlich, angefangen mit Lake Louise. 

Da bin ich nun gelandet, in einer sehr romantischen Lodge, nahe beim See, davor liegt nur wieder solch ein geschichtsträchtiger Hotelkasten wie das berühmte Banff Spring Hotel, hier ist es das Lake Louise Fairmont Hotel; Fairmont betreibt ja auch den Banffer Nobelschuppen. Klar gibt es hier Autos, Busse, Massen, die den sagenhaften See bestaunen - und er ist atemberaubend vor der hohen Eis- und Bergkulisse. Aber davon morgen mehr.

Sonntag, 26. August 2012

Die Rockies: Glacier und Yoho

So, nun gibt es heute die ersehnten Traumfotos... Die ersten beiden aus der Serie der großen, berühmten kanadischen Rocky Mountain National Parks präsentieren sich im besten Licht und lassen für den Besucher kaum etwas zu wünschen übrig.

Es ist allerdings so: Das Staunen über die Wunder dieser Welt hängt auch von der Reihenfolge ab. Von der Reihenfolge, in der man sie sieht. Wäre ich vor zehn Jahren hier in Kanada gewesen, wäre ich aus den Oohs und Aahs gar nicht heraus gekommen. Inzwischen habe ich so viel wirklich Staunenswertes und Einzigartiges an Landschaft und Natur erleben können, dass mir hier das rechte Staunen fehlt. Es ist wunderschön, toll, eine herrliche Gebirgslandschaft - aber einzigartig? Nein, da gibt es anderes, was dies Prädikat mehr verdient, in Alaska zum Beispiel, in Patagonien oder in den Anden Perus. Ich weiß, man soll und darf nicht sofort vergleichen, wenn man ein Land und eine Landschaft unvoreingenommen betrachten und auf sich wirken lassen will. Und das tue ich auch bestimmt. Die Rockies sind schon toll, und was ich heute sehen und erleben konnte, gehört  gewiss zu den schönsten Szenen einer Hochgebirgslandschaft, zum Besten Kanadas.

Es ist zwar nicht ganz wie auf manchen bekannten Fotos, denn der Schnee oben auf den Bergen fehlt, ich bin zu spät oder zu früh dran, je nach dem. Die Felsen sind doch arg kahl, und von Gletschern ist tatsächlich nur noch wenig zu sehen übrig. Sie verschwinden auch hier in rasantem Tempo. Ein Weg von den Takakkaw Fällen zur „Iceline“ ist jetzt schon ein halber Tagesmarsch, früher wars nur eine gute Stunde. So zehrt die Klimaveränderung auch an den Naturschönheiten der Rockies. Doch man muss auch weit fahren innerhalb der hiesigen riesigen Parks, um zu den einzelnen „Viewpoints“ zu gelangen. Die Bergwelt „dazwischen“ ist weitestgehend uninteressant. Ich muss gestehen, in den Alpen gibt es Vergleichbares viel leichter zu erreichen und dichter beisammen. Beim Emerald See fiel mir eigentlich gleich der Vilsalpsee ein, das Wasser hat eine ähnliche Farbe, und die Bergkulisse ist mindestens so beeindruckend - und liegt bei mir vor der Haustür.

Nun, manches ist aber doch anders und eigentümlich. Es bleibt der nordische Reiz, den die dürren Bäume (dünne spruce wieder, wie in Alaska) ausstrahlen, die insgesamt herbe Landschaft mit ungemein aromatischen Düften. Ich kann die Bären schon verstehen, die jetzt auf Beeren- und Kräutersammlung sind. Es bleibt die gebirgige Weite, die breiten Täler wie etwa das des Columbia River, für das ich morgen gewiss Fotos liefern werde, wenn ich 80 km da durch fahren werde. Die Rocky Mountains bestehen eigentlich aus vielen einzelnen Gebirgen und Gebirgszügen, sie sind sehr viel großräumiger als alles, was wir in Europa an Gebirgen haben. Das beeindruckt mich schon.

Und viele andere Deutsche auch, denn die sind hier mit gemieteten „Campern“ reichlich vertreten. Es gibt deutschsprachige Info-Blätter in den Parks. Deutsche Touristen gehören neben Kanadiern und US-Amerikanern zur größten Besuchergruppe. Der Faible für Kanada (siehe mich selbst) ist also auch eine deutsche Spezialität. Nun, lassen wir die nächsten Parks mit ihren Eindrücken locker auf uns zu kommen!

Und hier erst mal die Bilder von heute. Fotos sagen hier vielleicht mehr als alle Worte. Viel Freude beim Schauen!

Mount Revelstoke

Mt. Begbie
Tja, der Mount Revelstoke ist zwar kein besonders hoher und auch kein markanter Berg, aber einer, auf den man bequem mit dem Auto rauf fahren kann. Das ist hier schon was Besonderes. Und das macht den Mt. Revelstoke National Park auch zu einem Kleinod: Soweit ich sehe, ist es nirgendwo sonst möglich, so schön bequem die Höhe von immerhin knapp 1400 Meter zu erklimmen und dann eine prächtige Aussicht, eine wunderschöne Bergblüte (sogar jetzt noch, Ende August) und dazu noch super Wanderwege zu haben. Die Aussicht ist zwar laut Reiseführer nicht so spektakulär, wie die in den "großen" Nationalparks, aber eben wunderschön erreichbar, auch nicht überfüllt (trotz weekend!). Wie die Aussicht dann später sein wird, werde ich ja erleben.

Das Wetter muss nämlich mit spielen. Das hat es heute getan - fast. Es war zwar überall schön sonnig, aber nur um den Gipfel herum war eine Wolke. Die behinderte zwar kaum die Sicht, ließ aber den Vordergrund stets im Schatten liegen, siehe Fotos. Erst am frühen Nachmittag, als ich schon auf dem Rückweg war, kam dann die Sonne auch auf dem Mt. Revelstoke richtig durch. Umso bunter leuchteten dann die Farben der wirklich eindrucksvollen Bergblüte, und der Duft, Wahnsinn! Damit wirbt auch der Park, der ansonsten etwas im Schatten seiner großen Nachbarn steht, dies sehr zu Unrecht, wie ich heute sagen kann. Ich weiß zwar nicht, was noch alles kommt, aber das Erlebnis heute war schon toll.

Leider ist es mit dem Wandern nicht ganz so, wie ich mir das gewünscht hätte. Es gibt nämlich keine "guided tours" hier wie seinerzeit in Australien. Alles ist darauf eingerichtet (auch im Glacier NP wird das morgen so sein), das "Wesentliche" in kleinen Runden nahe des Visitor Centers zu Gesicht zu bekommen, maximal eine Stunde Weg. Mehr ist den normalen Besuchern wohl nicht zuzutrauen: eine Stippvisite halt mit kleinem, möglichst durch Schilder gut erklärtem ("interpretive") Rundweg, asphaltiert, oft auch für Rollstühle zugänglich. Wer mehr will, dem stehen die trails offen, nur gehen die meist über 6, 7 Stunden und mehr, zwar auf beschilderten Wegen, aber eben doch allein in der Wildnis der Parks.

Und das ist das Problem. Man kann hier überall als erste Regel beim Hiking lesen: "Never walk alone." Genau. Hier gibts nämlich keine Almhütten oder Bergwacht-Posten. Ist man außer Rufweite der nächsten Ranger Station, ist man auf sich allein gestellt. Das ist mir als Risiko einfach zu groß in fremder Umgebung. "Bear-Country" ist es außerdem. So muss ich auf schöne Wege leider verzichten, wie heute, als ich einen mich sehr reizenden Wanderweg zu drei etwas entfernter und hoch gelegenen Seen nach zwei Kilometern abbrach und umkehrte. Die Wanderer vor mir, an deren Sohlen ich mich geheftet hatte, waren auch umgedreht... Schade. Zu zweit wäre das alles kein Problem. Hier komme ich mit dem Alleinreisen an eine kritische Grenze. Sehr schade.

Aber das, was ich gegangen bin (schöne kleine Gipfel-Rundwege) und gesehen habe, war auch schon sehr schön und eindrucksvoll genug, so dass ich wirklich einen wunderbaren Tag hatte. Statt vieler Worte seht einfach die BILDER !

Morgen geht es weiter nach Golden (so heißt der Ort ca. 150 km östlich von Revelstoke) dicht beim Glacier und Yoho National Park. Programm für zwei Tage!

Samstag, 25. August 2012

Der andere Westen

Das war eine interessante und vor allem lange Fahrt heute! 560 km ging es keineswegs auf direktem Wege gebirgig nach Revelstoke. Der Reiseführer hatte die Strecke zum großen Teil als recht uninteressant, nur zum Durchfahren eingestuft. Das stimmt auch in gewisser Hinsicht. Einzigartiges gab es kaum zu sehen. Dennoch war es nicht langweilig, zumal ich den 100 km - Abstecher ins Okanagan Valley bis nach Okanagan gemacht habe.


Das "berühmte" Okanagan Valley hatte ich auf meiner Route eigentlich absichtlich ausgelassen, weil ich mir nicht allzu viel davon versprach. Wenn ein Tal im Westen Kanadas wegen seines milden Klimas als Gartenland von BC mit Obst- und Weinanbau gepriesen wird, dann mag das für West-Kanada und Kanadier ja etwas Besonderes sein, aber konnte es auch mit einem speziellen Charakter einem europäisch verwöhnten Reisenden begeistern?



Nein, das konnte es nicht. Es war so, wie ich es vermutet hatte. Eingebettet in eine zur jetzigen Jahreszeit völlig ausgetrocknete, braune hügelige Berglandschaft glänzten im Tal mehrere Seen und an deren Rändern dort, wo bewässert wurde, auch kleine Obst- und Weinplantagen. Das mag im südlichen Teil des Tales noch verstärkt hervor treten, aber mich hat das nicht vom Hocker gerissen. Ganz nett anzuschauen, aber eine Reise aus dem fernen Europa ist das ganz bestimmt nicht wert. Kann man also getrost auslassen, es sei denn, man ist totaler Kanada-Freak.

Zumal das Okanagan Valley ein Freizeitparadies der West-Kanadier ist. Nach Vancouver Island natürlich. Für seine Freizeit braucht der Kanadier dreierlei: Boot, Fischen, Golf. Mehr habe ich nicht heraus finden können, einzelne Events eben wie Mountain Biken in Whistler. Aber normalerweise reicht ein Boot, das auch sehr groß sein darf, also ein Hausboot, so wie die RV's, die hier meterlang auf den Straßen fahren, rollende Luxus-Appartements, die man sich fürs Weekend auch ausleihen kann, die Boote ebenso wie die RV's. Zum Fischen reicht natürlich auch was Kleineres, ein kleines Boot mit riesigem Mercury Außenborder, das muss es allerdings schon sein. Rudern tut hier niemand. Kayak vielleicht noch, aber das benutzen mehr die Touristen (auch die kanadischen). Und für die Freizeit am See hat man natürlich auch ein Haus oder Condo am See, was bedeutet, dass die Seen zumindest im Okanagan Valley komplett Privatufer sind, ist kaum ran zu kommen, denn hier gibt es keine Provincial Parks wie in Vancouver. Bootsrampen, die gibt es natürlich. Und Golfplätze. - Fand ich alles nicht so wahnsinnig dolle.

Überhaupt die Kanadier. Offiziell versucht sich Kanada ja sehr vom großen Bruder im Süden abzugrenzen. In gewisser Weise klappt das ja auch (Umweltschutz, Sozialversorgung, Dezimalsystem, Rechtssystem), aber der Einfluss der US-Food-Industrie (TV-Werbung)  ist einfach zu groß. Man isst so irrsinnig wie in den USA: Viel, fett, andauernd. Entsprechend sehen sehr, sehr viele Kanadier aus dem Westen auch aus: wie der typische Kalifornier halt, total fett und übergewichtig. Eigentlich sieht man sie immer kauend. Aber nicht Kaugummi. Gegessen wird ständig, eine Hand in der Chips-Tüte, die andere am Cell-Phone, so stehen sie dann vor dem Wasserfall und staunen, dass es so etwas nicht nur im Fernsehen gibt. Ich karikiere nur sehr wenig. So ist es in den USA ebenso wie verbreitet in Kanada. Das zu sehen ist für mich immer wieder ein Kulturschock, aber ein abstoßender. Möge es so schlimm in Europa nie werden!

Zurück zur Fahrt. Der erste Teil, nämlich die 100 km von Lillooet bis Cache Creek, also praktisch bis zum Trans Canadian Highway (TCH), war sehr eindrücklich. Eine solche Trockenzone hatte ich hier nicht vermutet, sah irgendwie aus wie weit unten im Südwesten der USA, Arizona vielleicht. Und das so hoch im Norden, die Berghänge voller Lavendel-Büschen, unglaublich. Das ging eine ganze Zeit so. Dann ging es aber wieder ostwärts, endlich auf die Rockies zu.

Das bedeutet: Das Grün des Farmlandes in den Tälern verschwindet, es herrscht nur noch dunkler Fichtenwald vor, dazu immer steilere Berghänge, die den Fels nackt hervor treten lassen. Viel immer höher aufragender Fels mit den hier als einzigem Baum gedeihenden Fichten, ab und zu Seen, das sind die Rocky Mountains: "Felsengebirge" zu Deutsch. Es fehlen noch die grandiosen Schneespitzen und die Gletscher samt Gletscherseen - aber die kündigen sich heute schon an, wenn ich aus meinem Fenster sehe, und das wird in den nächsten Tagen noch viel gewaltiger, so denn das Wetter es zulässt. Morgen will ich als "Vorgeschmack" auf noch Größeres in den Mt. Revelstoke Nationalpark.

Ein Wort zu meinem heutigen Hotel, für 2 Nächte: Der pure Luxus - kommt nach zwei Tagen auf der Straße wie gerufen. Es ist eine feudale Herberge im Winter, die jetzt im Sommer offenbar zu niedrigen Preisen an Reisebüros verhökert wird. Im Winter könnte ich das Appartement, das ich jetzt bewohne, kaum bezahlen. Skilift vor der Haustür, eine (!) Piste gibt gibt es auch, aber Helikopter-Skiing ist hier total angesagt. So viel zum Thema "Nachhaltigkeit". Nun, egal, ich genieße den Komfort eines Luxushotels für einige hundert Gäste (derzeit sind gerade mal ein paar Hände voll hier), mit schönem Balkon, noch schönerem Ausblick und einer eigenen Waschmaschine plus Trockner neben der Paintry - läuft schon...

Das sind schon fast alle brauchbaren Bilder, wer sie und ein paar mehr im Webalbum sehen möchte, klicke HIER.